Hantelbank statt Hochofen

Alex Benecke hat sein vorheriges Leben hinter sich gelassen: früher war er Schichtarbeiter am Hochofen der Dillinger Hütte, hantierte mit 1400 Grad heißem, flüssigem Roheisen. 2018 fasste der gebürtige Saarlouiser sich ein Herz, kündigte seine Festanstellung und machte sich als Personal Trainer selbstständig – im Nachhinein die "beste Entscheidung seines Lebens". Neben seiner Personal-Trainer-Tätigkeit ist er bei der Firma kohlpharma im saarländischen Merzig als betriebsinterner Fitnesstrainer angestellt.

 

Verletzung für die Weiterbildung genutzt

Über 20 Jahre lang ging Alex Benecke seiner Leidenschaft, dem Basketballspielen, nach. "Dann habe ich mich so schwerwiegend verletzt, dass mein ganzes Knie hinüber war." Kreuzband-, Meniskus- und Innenbandriss hieß die erschütternde Diagnose. Doch für den Saarländer keinen Grund sich zurückzulehnen. "Ich hatte schon damals als Fitnesstrainer in verschiedenen Studios gejobbt, allerdings ohne jegliche Trainerlizenz. Durch meine Verletzung und den damit einhergehenden Krankenschein habe ich mich dann intensiver mit dem Thema Weiterbildung auseinandergesetzt. Mein damaliger Chef im Fitnessstudio gab mir dann das Bildungsprogramm der BSA-Akademie." Er setzte sich im Nachgang mit den über 70 Lehrgängen der BSA-Akademie auseinander und wurde fündig. "Das ist es – genau das will ich machen", dachte er und entschloss sich kurzerhand für die Fitnesstrainer-B-Lizenz als Grundlage für seine Karriere in der Fitnessbranche.

Studiowechsel und Anmeldung zum Lehrer für Fitness

Mit der Fitnesstrainer-B-Lizenz in der Tasche bewarb sich der passionierte Sportler bei einem Premium-Fitnessanbieter, um neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit am Hochofen der Dillinger Hütte auch weiterhin als Trainer tätig zu bleiben. "Dort habe ich dann begonnen erste Personal-Trainer-Einheiten zu geben. Es war eine super Situation – ich hatte einen tollen Stundenlohn für etwas, was ich eigentlich den ganzen Tag lang machen könnte." Angespornt durch seine Fitnesstrainer-B-Lizenz wuchs in ihm das Verlangen nach mehr Kompetenzen im Bereich Sport, Fitness und Gesundheit. "Das Geld, das ich als Trainer verdient habe, investierte ich postwendend für weitere Ausbildungen, um mein Kompetenzfeld noch zu erweitern." Es folgte die Anmeldung für den "Lehrer für Fitness", der neben der Fitnesstrainer-B-Lizenz aus fünf weiteren Einzellehrgängen (Ernährungstrainer-B-Lizenz, Trainer für Cardiofitness, Trainer für gerätegestütztes Krafttraining, Gesundheitstrainer und Trainer für Sportrehabilitation) besteht. "Es war natürlich eine anstrengende Zeit, durch meine Schichtarbeit an der Dillinger Hütte, den Personal-Trainer-Stunden im Studio und den Lerneinheiten. Aber ich hatte einfach das Verlangen mich weiterzubilden und habe dementsprechend auch alles dafür gegeben."

Schritt in die Selbstständigkeit

Nach und nach wuchs das Einkommen von Alex Benecke als Personal Trainer, woraufhin er einen entscheidenden Entschluss fasste. "Ich dachte mir einfach, du hast nur dieses eine Leben. Willst du dich jetzt weiterhin 30 Jahre auf die Arbeit quälen und eigentlich nur deinen Körper dorthin tragen, ohne jegliche Motivation? Erfüllt mich das und werde ich mit dieser Situation glücklich?" Trotz der Skepsis aus seinem Umfeld kündigte er seine Vollzeitbeschäftigung am Hochofen der Dillinger Hütte und setzte alles auf die Karte "Hobby zum Beruf machen". "Selbst meine Mutter, die mir schon als Kind alle Freiheiten ließ, fragte mich zweimal, ob ich mir auch ganz sicher bin. Aber ich war mir bewusst, dass ich es unbedingt will." Mit Ehrgeiz, jeder Menge Energie und dem unbedingten Willen seinen Traum zu verwirklichen, startete der Saarlouiser das Abenteuer Selbstständigkeit. Als ihn dann das Angebot von Edwin Kohl erreichte, war klar, dass er sich für den richtigen Schritt entschieden hatte. "Edwin Kohl betreute ich damals schon knapp drei Jahre als Personal Trainer. Er sagte mir dann, dass er jemanden braucht, der seine Manager und Vorstandsmitglieder trainiert. Ich war überglücklich und kann heute sagen, dass es die Chance meines Lebens war." Ohne zu zögern, nahm der 35-Jährige das Angebot des größten deutschen Arzneimittelimporteurs aus dem saarländischen Merzig an.

Betriebsinterner Fitnesstrainer für mehr als 800 Mitarbeiter

Mehr als 800 Mitarbeiter zählt das Unternehmen. Um die Gesundheit der Mitarbeiter, in der Firmenzentrale in Merzig, kümmert sich Alex Benecke nun seit knapp 2 Jahren. "Ich arbeite 20 Stunden in der Woche und habe sogar mein eigenes Büro. Ich habe super liebe Kollegen und kann die Mitarbeiter im betriebseigenen Mikrostudio trainieren." Durch seine berufliche Vergangenheit weiß der Saarländer die Freiheiten, die ihm sein neues Berufsleben offeriert, sehr zu schätzen. "Früher wurde mir eigentlich fast schon vorgeschrieben, wann ich aufstehen und wann ich zur Schicht antreten muss. Heute kann ich ganz für mich selbst entscheiden, wie ich meinen Tag starte und beende." Nach dem Frühstück folgt ein halb- bis einstündiges Stretchingprogramm, bevor es für zwei Stunden an die frische Luft, ohne Handy und ohne Geldbeutel, geht. "Damit kriege ich morgens erstmal den Kopf frei und kann ganz entspannt die anstehenden Aufgaben angehen." Nach dem Duschen kümmert er sich um Mails und bastelt an seinem Online-Shop für Sportnahrung, den er nebenbei gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin betreibt.

Mehr als ein Dutzend Fitnesskurse in der Woche

Ab zehn Uhr starten dann die Fitnesskurse mit den Mitarbeitern der kohlpharma GmbH. "Die Bandbreite an Möglichkeiten ist groß. Wir bieten Outdoor-Kurse an oder auch Kleingruppentrainings in unserem Mikrostudio. So können Mitarbeiter in unserem Rückenfit-Kurs an einer gesünderen Körperhaltung arbeiten. Weiterhin haben wir uns sogar eine InBody-Station zugelegt, mit der wir Vorher-Nachher-Messungen durchführen und den Mitarbeitern so die Erfolge aufzeigen können." Die Programme kommen gut an, so dass Alex Benecke zurzeit rund 13 Kurse in der Woche durchführt. "Die Vorstandsmitglieder kommen zwei Mal wöchentlich zu mir ins Studio. Hier führen wir in Kleingruppen gezielte Krafttrainings durch."

Ein Thema mit Zukunft: Betriebliches Gesundheitsmanagement

Dass sein jetziger Arbeitgeber dem Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement eine große Bedeutung widmet, ist für den Saarlouiser ein enorm wichtiger Schritt. "Immer mehr Unternehmen merken, dass die Leute häufiger krank werden und versuchen mit solchen Maßnahmen zu reagieren. Weiterhin sind solche Firmenangebote für die Mitarbeiterakquise sehr hilfreich. Heute geht es den Menschen nicht mehr ausschließlich um das Gehalt. Sie wollen auch eine gewisse Wertschätzung erfahren." Aus diesem Grund entschied sich der Saarländer auch noch dazu, die Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK) an der BSA-Akademie abzuschließen. "Gemeinsam mit meiner Freundin habe ich neben dem Webshop auch ein ganzheitliches Trainingskonzept entwickelt, mit dem wir Menschen bei ihren individuellen Zielen helfen wollen. Hier bieten wir auch verschiedene Maßnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement an." Ab Januar 2021 baut das nächste große saarländische Unternehmen auf die Expertise des BSA-Absolventen. "Ab Januar 2021 betreuen wir die Firma Klima Becker in Saarbrücken mit rund 300 Mitarbeitern. Daneben trainiere ich Herrn Thomas Becker, den Unternehmenschef, als Personal Trainer noch privat."

"Wenn du weißt, wohin du willst, leg einfach los"

Heute kann Alex Benecke mit Stolz sagen, dass er den Sprung in die Selbstständigkeit gemeistert hat. Ein langer und harter Weg liegt hinter dem Saarlouiser, aber er ist sich sicher, dass jeder, der sich für ein Ziel aufopfert, belohnt wird. "Wenn du Energie in etwas reinsteckst, dass dich fesselt und motiviert, dann wirst du auch früher oder später für deine Mühen belohnt." Die Belohnung für den 35-Jährigen? "Ich muss mich nicht mehr 40 Stunden in der Woche auf die Arbeit quälen, sondern kann dem nachgehen, was mir Spaß macht. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass es für mich keine Arbeit mehr ist, wenn du dem nachgehst, was dich voll und ganz erfüllt."