Wie aus den aktuellen Eckdaten der Fitness- und Gesundheitsbranche (DSSV, 2025) hervorgeht, bieten nahezu alle Ketten- ([KA]; 99,0 %) und Einzelanlagen ([EA]; 95,3 %) der Gesundheits- und Trainingseinrichtungen gerätegestütztes Krafttraining als Bestandteil ihres Leistungsspektrums an. Das gerätegestützte Herz-Kreislauf-Training liegt knapp dahinter auf dem zweiten Platz der häufigsten Trainingsangebote in Ketten- (91,3 %) und Einzelanlagen (90,0 %). Basierend auf diesen aktuellen Daten (DSSV, 2025), ist der Qualitätsanspruch der Fitness- und Gesundheitsbranche an die Qualität der Trainingsbetreuung ist dabei weiterhin nachweislich sehr hoch. 89,9 % der Trainingseinrichtungen bilden ihre Mitarbeiter weiter. Dabei belegen die Aus- und Weiterbildungen des Personals von Einzel- und Kettenanlagen in den Bereichen gerätegestütztes Krafttraining (KA = 88,7 %; EA = 68,2 %) und gerätegestütztes Ausdauertraining (KA = 77,3 %; EA = 50,9 %) die obersten Plätze, was vermutlich nicht nur mit dem gesundheitlichen Nutzen dieser Trainingsformen, sondern auch mit deren Beliebtheit bei den Trainierenden zusammenhängt.
Um diese Betreuungsqualität zu gewährleisten, sollten alle angehenden sowie auch bestehenden Trainerinnen und Trainer in der Fitness- und Gesundheitsbranche ausreichende Kompetenzen erwerben und erweitern, welche sie dazu befähigen, alle Maßnahmen der Planung und Steuerung eines fitnessorientierten Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstrainings selbstständig, sicher und gemäß aktuellen Erkenntnissen umzusetzen. Dabei sollte diese Trainingsplanung und -durchführung immer individuell an Kunden mit unterschiedlichen Trainingszielen und Leistungsvoraussetzungen angepasst werden können, um eine effektive und professionelle Trainingsbetreuung zu gewährleisten.
Grundlagen der Belastungssteuerung
Damit die individuellen Trainingsziele möglichst optimal erreicht werden können, müssen nicht nur geeignete Übungen bzw. Trainingsgeräte, sondern auch adäquate Trainingsmethoden ausgewählt werden, um das Training an die gesundheitlichen Voraussetzungen sowie die Zielsetzung der Personen anzupassen. Im Kontext der Trainingsmethodik werden Art und Ausmaß der erzeugten Trainingsreize maßgeblich über die adressatenspezifische Anpassung der Belastungskonfiguration beeinflusst, die sich aus verschiedenen Steuerungsparametern, den sogenannten Belastungsnormativen, zusammensetzt (Fröhlich & Kemmler, 2020, S. 9–10).
Als übergeordnete Parameter zur Steuerung der Trainingsbelastung werden nach Fröhlich und Kemmler (2020, S. 10) folgende Belastungsnormative definiert:
- Belastungsintensität: Stärke des einzelnen Reizes (z. B. Höhe der Trainingslast im Krafttraining)
- Belastungsdauer: Dauer der Belastungseinwirkung bzw. Anzahl der Reize innerhalb einer Reizserie (z. B. ausgedrückt als Wiederholungsanzahl eines Trainingssatzes im Krafttraining)
- Belastungsdichte: zeitliches Verhältnis von Belastungs- und Erholungsphasen innerhalb einer Trainingseinheit (z. B. ausgedrückt als Belastungspause zwischen den Trainingssätzen einer Übung)
- Belastungsumfang: Dauer und Anzahl der Reize innerhalb einer gesamten Trainingseinheit (z. B. ausgedrückt als Anzahl aller Trainingssätze für eine Muskelgruppe)
- Belastungshäufigkeit: Anzahl der Trainingseinheiten in einem zeitlich abgegrenzten Zyklus (z. B. Anzahl der Trainingseinheiten innerhalb einer Woche)
Ergänzung klassischer Belastungsparameter
Neben den zuvor genannten Belastungsparametern, können zur präzisen Steuerung der Belastungs- bzw. Beanspruchungssituation sowie der daraus resultierenden Anpassungseffekte insbesondere im Krafttraining weitere Parameter ergänzt werden (Fröhlich & Kemmler, 2020, S. 10; Toigo & Boutellier, 2006):
- Reizspannungsdauer: Zeitspanne innerhalb welcher der mechanische Reiz tatsächlich auf den Muskel einwirkt (z. B. ausgedrückt als engl.: Time under Tension; (TUT])
- Muskelausschöpfung: Ausmaß der muskulären Ermüdung bzw. Beanspruchung (z. B. ausgedrückt als Nähe zum Punkt des momentanen konzentrischen Muskelversagens)
- Bewegungsumfang: Reichweite bzw. räumliches Ausmaß der Bewegung (engl.: „Range of Motion“; [ROM])
- Bewegungsausführung: Qualitative Merkmale der Bewegungsausführung (z. B. Bewegungstechnik und -geschwindigkeit)
- Übungsabbruchkriterium: Erreichen einer definierten Wiederholungszahl oder Muskelanspannungsdauer, Erreichen des Punktes des momentanen Muskelversagens oder einer definierten Nähe zum Muskelversagen, Nichterreichen eines definierten Bewegungsumfangs oder Veränderung der Übungsausführung (z. B. Unterschreiten einer bestimmten Bewegungsgeschwindigkeit oder Verschlechterung der Bewegungstechnik)
Die dargestellten Belastungsparameter ermöglichen sowohl die kurz- als auch langfristige Steuerung des Trainings sowie der dadurch ausgelösten Anpassungsprozesse, was deren Relevanz für eine ziel- und adressatenspezifische Trainingsbetreuung unterstreicht. Die Notwendigkeit dieses Know Hows ist dabei unabhängig davon, ob man das Training für sich selbst steuern möchte oder es als Dienstleistung im Kontext der beruflichen Tätigkeit als Trainer oder Trainerin anbietet.
Fazit
Die Fitness- und Gesundheitsbranche hat einen sehr hohen Qualitätsanspruch an die eigenen Trainings- und Gesundheitsdienstleistungen, der sich mit der stetig zunehmenden Professionalisierung der Trainingsbetreuung auch in den kommenden Jahren weiter steigern wird. Egal ob man innerhalb dieser Branche als Trainer oder Trainerin beruflich aktiv werden oder lediglich das eigene Training effektiv und sicher gestalten können möchte, das Erwerben und Erweitern grundlegender Kompetenzen zur zielgerichteten Übungsauswahl, Belastungssteuerung und Trainingsdurchführung ist hierbei essenziell.
Fitnesstrainer/in-B-Lizenz
Quellen:
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DSSV Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen. (2025). Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2025. Hamburg: DSSV.
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Fröhlich, M. & Kemmler, W. (2020). Kraft und Krafttraining im Sport. In A. Güllich & M. Krüger (Hrsg.), Bewegung, Training, Leistung und Gesundheit (S. 1–20). Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53386-4_46-1
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Toigo, M. & Boutellier, U. (2006). New fundamental resistance exercise determinants of molecular and cellular muscle adaptations. European Journal of Applied Physiology, 97(6), 643–663. https://doi.org/10.1007/s00421-006-0238-1