Über nebenberufliche Weiterbildungen an die Reeperbahn – Athletiktrainer bei den Kiez-Kickern

Christoph Hainc Scheller (30) entdeckte nach seiner Schulzeit die nebenberuflichen Weiterbildungsmöglichkeiten der BSA-Akademie und legte den Grundstein für seine Karriere im Sportbereich – heute ist er Athletiktrainer beim FC St. Pauli in der 2. Fußball-Bundesliga.

 

Foto: FC St. Pauli

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Die BSA-Lehrgänge als Startschuss in die Sportwissenschaft

„Mir bot sich die Möglichkeit, einige Fernlehrgänge der BSA-Akademie zu absolvieren, was rückblickend gesehen den Grundstein für meine berufliche Karriere im Sportbereich legte.“ Innerhalb von drei Monaten schloss er drei, der über 70 möglichen Lehrgänge im Bereich Sport, Fitness und Gesundheit, ab. Mit den Kompetenzen und den Erfahrungen aus der Ernährungstrainer-B-Lizenz, dem Trainer für Sportrehabilitation und dem Trainer für gerätegestütztes Krafttraining wuchs in ihm der Wunsch nach mehr. „Ich entschloss mich, in Flensburg ein Lehramtsstudium im Bereich Sport und Germanistik zu beginnen.“ Durch die ersten Erfahrungen aus den absolvierten BSA-Lehrgängen ging der Übergang ins Vollzeitstudium leicht von der Hand. „Ich muss sagen, dass die Lehrbriefe mir den Einstieg ins sportwissenschaftliche Studium enorm erleichtert haben. Ich konnte mir dadurch schon vor Studienbeginn einen Vorteil verschaffen und mir erste grundlegende Fähigkeiten aneignen.“ Nach und nach entdeckte er auch seine Leidenschaft für sportwissenschaftliche Inhalte, den Leistungssport und für den Fußball. „Als es Richtung Bachelor-Abschluss ging, war für mich klar, dass ich mich im Master-Studium nur noch auf den Sport fokussieren möchte.“ Gesagt, getan – er begann ein Master-Studium im Bereich der Sportwissenschaften in Kiel.

Die Stars von Morgen – Athletiktrainer beim Nachwuchs des Hamburger SV

Während seines Master-Studiums ergab sich dann die Möglichkeit, beim Hamburger SV hauptberuflich Fuß zu fassen. „Ich konnte die neue Nachwuchsakademie mitgestalten und war als Athletiktrainer bei der U-17 aktiv.“ Viereinhalb Jahre lang betreute der 30-Jährige die Nachwuchstalente des traditionsreichen Fußballvereins aus dem Norden. Darunter auch viele Spieler, die den Sprung in den bezahlten Fußball schafften. „Schaut man sich mal an, wie viele es am Ende wirklich in den Profifußball schaffen, ist man als Trainer stolz, wenn ehemalige Schützlinge den Weg meistern und man sie bei ihrer Entwicklung unterstützen konnte.“

Wechsel ans Millerntor zum Stadtrivalen

Mitte 2018 wechselte Christoph Hainc Scheller den Verein – doch es ging nicht zu irgendeinem Verein. Er entschied sich für den Stadtrivalen St. Pauli, bei dem er fortan als Athletiktrainer im Profikader agieren sollte. Für den damals 27-Jährigen der Schritt in den bezahlten Fußball. In seiner Position ist er das Bindeglied zwischen der medizinischen Abteilung und dem Trainerteam. „Als Athletiktrainer weist du Kompetenzen aus beiden Bereichen auf. Damit übernimmst du eine Schnittstellenfunktion und vermittelst zwischen medizinischer Abteilung und dem Trainerteam.“ Kompetenzen, die er nach und nach auf der Grundlage seiner erfolgreich absolvierten BSA-Lehrgänge vertiefte.

Tagesablauf eines Athletiktrainers

„Der Tag startet mit einer Besprechung am Morgen. Hier wird der Trainingsablauf mit dem Trainerteam besprochen und jeder Spieler hinsichtlich einer individuellen Belastungssteuerung unter die Lupe genommen. Hierfür werten wir die Daten aus unserem GPS-System aus und tragen die Ergebnisse aus der medizinischen Abteilung zusammen.“ Auf Grundlage der gewonnenen Daten wird dann ein Trainingsplan erstellt, bei dem auch darauf geachtet wird, dass es zu keinen Überbelastungen der Spieler kommt. „Wir geben dem Spieler dann Empfehlungen, bei welchen Spielformen er kürzertreten oder ob er für den Tag noch in speziellen Einheiten aktiver werden sollte.“ Nach dem Mannschaftstraining steht die Regeneration auf dem Programm, bei der der Athletiktrainer ebenfalls aktiv wird. „Hier geht es dann darum, dass die Spieler die richtigen Nährstoffe zu sich nehmen. Gemeinsam mit der medizinischen Abteilung bereiten wir auch passive Maßnahmen wie beispielsweise Eisbäder für die Spieler vor.“ Für die Spieler ist der Arbeitstag damit beendet. Der 30-Jährige begibt sich im Anschluss erstmal ins Büro, wertet die neuen Daten aus und bereitet einen Bericht für den Cheftrainer vor.

Entscheidend ist auf dem Platz – die Arbeit am Spieltag

Während normalerweise rund 30.000 Zuschauer in Richtung Heimstätte des FC. St. Pauli, dem Millerntor, strömen, trifft Christoph Hainc Scheller die letzten Vorbereitungen, um die Spieler auf die anstehenden 90 Minuten einzustimmen. „Jeder Spieler hat in dieser Phase seine eigenen Rituale und Vorlieben – mit einigen gehe ich nochmal ein spezielles Stretching- und Aktivierungsprogramm durch. Andere Spieler wollen lieber für sich alleine sein.“ Dann geht es auf den Platz. „Vor dem Anpfiff kümmere ich mich noch um das gemeinschaftliche Warm-Up der Startelf und bereite während des Spiels die Auswechselspieler körperlich und mental auf einen möglichen Einsatz vor.“ Auch wenn der Fokus, während den 90 Minuten, auf seiner Arbeit liegt, fiebert der gebürtige Cuxhavener natürlich mit, auch wenn es gegen seinen alten Arbeitgeber geht: „Ich freue mich über jedes Spiel, das unsere Mannschaft gewinnt. Aber mitreißend waren in der vergangenen Saison vor allem die beiden Siege gegen den Stadtrivalen Hamburger SV.“

Und was bringt die Zukunft?

„Ich will das Optimum rausholen und mit St. Pauli so erfolgreich sein, wie es nur möglich ist. Dabei ist es mir auch wichtig, dass ich die Spieler bei ihrer Entwicklung unterstützen kann und sie dadurch nochmal einen Schritt nach vorne machen.“

Praxis schlägt Theorie

Christoph Hainc hat den Schritt in die Zukunftsbranche Sport, Fitness und Gesundheit gewagt – mit Erfolg. Angehenden Athletiktrainern gibt der 30-Jährige folgendes mit auf den Weg: „Im Fokus steht natürlich erstmal die fachliche Basis. Wer dann den Wunsch verfolgt im Profisport Fuß zu fassen, sollte stets Praxiserfahrungen durch Praktika und Hospitationen sammeln.“ Dabei sollte man seiner Meinung nach eins niemals vergessen: „Lebenslanges Weiterbilden“ – getreu dem Motto der BSA-Akademie „Bildung schafft Aufstieg“.