Existenzgründung: Keine Angst vor dem Bürokratiemonster

Das Gründungsgeschehen in Deutschland leidet unter der Bürokratie. Wie können Gründungsinteressierte den Anforderungen begegnen?

 

Unter dem Titel „Bürokratie in Deutschland lässt Gründer verzweifeln“ veröffentlichte die WirtschaftsWoche im Mai 2021 einen Artikel über die Frage, wie lange Unternehmer warten müssen, bis die Gründung ihres Start-ups im Handelsregister veröffentlicht wird.

Diese drastisch wirkende Überschrift bezieht sich auf ein spezifisches Thema im Gründungsprozess, trägt aber dennoch eine Wahrheit in sich, die für die gesamte deutsche Gründerlandschaft gilt: Die Bürokratie ist in der Wahrnehmung der Unternehmer eine große Hürde auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Dennoch sollten sich Gründungswillige von Regularien und Formularen nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen.

Wie lässt sich das Bürokratiemonster in die Knie zwingen?

Bin ich Gewerbetreibender oder Freiberufler? Wo melde ich meine Selbstständigkeit an? Wie funktioniert das mit der Umsatzsteuer? Brauche ich spezielle behördliche Genehmigungen? Mit diesen und zahlreichen weiteren Fragen muss man sich auseinandersetzen, wenn man eine berufliche Selbstständigkeit anstrebt. Dass diese Arbeit für Gründungsinteressierte kein Vergnügen darstellt, leuchtet ein, jedoch wird der immense bürokratische Aufwand inzwischen als zentrales Problem für bestehende und im Aufbau begriffene Start-ups gesehen.

Nach Angaben des KfW-Gründungsmonitors 2021, die sich auf eine repräsentative Befragung von Gründern in Deutschland stützen, ist Bürokratie das am häufigsten genannte Hemmnis im Rahmen von Gründungen. Bei der Bewertung des Gründungsstandortes Deutschland anhand verschiedener Kriterien erhält der Bereich „Bürokratie (Info-/Berichtspflichten)“ von den Befragten mit 4,6 die schlechteste Schulnote. Auch im DIHK-Report Unternehmensgründung 2021 antworten Gründer auf die Frage, was geschehen muss, um den Gründungsstandort Deutschland zu verbessern, am häufigsten „Bürokratieabbau“. Die als sehr hoch empfundene Bürokratiebelastung konterkariert somit die politischen Bemühungen, die Rahmenbedingungen für das nationale Gründungsgeschehen nachhaltig zu verbessern.

Doch wie kann der einzelne Gründer mit diesen Herausforderungen umgehen?

Wenn die persönlichen und fachlichen Eigenschaften, das Geschäftsmodell und die Finanzierung auf ein vielversprechendes Gründungsvorhaben hindeuten, sollten die lästigen Melde- und Berichtspflichten einer Realisierung der Pläne keinesfalls entgegenstehen. Die bürokratischen Anforderungen, denen sich ein Start-up vor allem in der Gründungsphase gegenübersieht, sind derart vielschichtig, dass viele Gründer den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Sich in unbekannte Themengebiete einzuarbeiten und sich neues Wissen anzueignen, sollten Gründungswillige jedoch als naturgemäße Aufgabe sehen, die sie im Rahmen der Selbstständigkeit wiederkehrend erwartet.

Die gute Nachricht ist, dass man bei allen bürokratischen Aufgaben auf Unterstützung zurückgreifen kann, deren Bedeutung nicht unterschätzt werden sollte. Die Beratungsangebote von privatwirtschaftlicher sowie öffentlicher Seite sind jedoch so vielfältig, dass sich mancher Gründer auch hier die Frage stellt: Wo fange ich am besten an? Eine seriöse und übersichtliche erste Anlaufstelle ist das Existenzgründungsportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz existenzgruender.de. Auch die Industrie- und Handelskammern bieten kostenlose Beratungsleistungen an, die sich als erste Orientierung eignen. Selbst wenn die Geschäftsidee noch in den Kinderschuhen steckt, kann man sich zudem an Steuerberater wenden, die Gründungsberatung anbieten. Zu den kostenpflichtigen Leistungsangeboten der Steuerberater zählen beispielsweise auch die Entwicklung eines Businessplans oder die Erstellung der Finanzplanung.

Wer eine Selbstständigkeit plant, muss sich auf einen hohen bürokratischen Aufwand einstellen. Das Auseinandersetzen mit diesen meist komplexen Sachverhalten ist fordernd und zeitraubend, jedoch gehört ein zumindest solides Wissen zu relevanten Themenbereichen wie Finanzierung, Buchführung und Steuern zum Rüstzeug eines jeden Unternehmers. Als Gründungsinteressierter kann man zudem in allen Lebenslagen Beratungsstellen und Experten konsultieren. Für den Beginn der Gründungsüberlegungen ist also folgender Ratschlag zu beherzigen: Keine Angst vor dem Bürokratiemonster!

Der BSA-Lehrgang Existenzgründung vermittelt die wichtigsten Schritte auf dem Weg in die eigene Selbstständigkeit in der Fitness- und Gesundheitsbranche. Bürokratische Anforderungen im Gründungsprozess werden genau aufgezeigt und erläutert, sodass Teilnehmende in die Lage versetzt werden, auch mit Experten wie Steuerberatern auf Augenhöhe zu kommunizieren.

 

Quellen:

  1. Reintjes, D. (2021). Bürokratie in Deutschland lässt Gründer verzweifeln. Zugriff am 17.01.2022. Verfügbar unter https://www.wiwo.de/erfolg/gruender/auf-nach-ulm-buerokratie-in-deutschland-laesst-gruender-verzweifeln/27153962.html
  2. KfW Bankengruppe (2021). KfW-Gründungsmonitor 2021. Gründungstätigkeit 2020 mit Licht und Schatten: Corona-Krise bringt Tiefpunkt im Vollerwerb, birgt für viele aber auch Chancen. Zugriff am 17.01.2022. Verfügbar unter https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Gr%C3%BCndungsmonitor/KfW-Gr%C3%BCndungsmonitor-2021.pdf
  3. DIHK (2021). DIHK-Report Unternehmensgründung 2021. Zugriff am 17.02.2022. Verfügbar unter https://www.dihk.de/resource/blob/57476/94c40157580cec75123b6ccd899445b9/dihk-report-unternehmensgruendung-2021-data.pdf